Elektromagnetische Felder und Gesundheit

Was sind elektromagnetische Felder?

Elektromagnetische Felder setzen sich aus elektrischen und magnetischen Feldern zusammen, die durch Wellenlängen und Frequenzen gekennzeichnet sind. Sie lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: solche mit niedriger Frequenz, die nicht in der Lage sind, den Atomen, auf die sie bei ihrer Bewegung durch den Raum treffen, Elektronen zu entziehen (nichtionisierende Strahlen), und solche mit einer Frequenz, die hoch genug ist, um dies zu tun (ionisierende Strahlen).

Nichtionisierende Strahlungen umfassen elektromagnetische Felder, die durch bestimmte menschliche Aktivitäten erzeugt werden, insbesondere:

  • statische und niederfrequente (0 bis ca. 10 kHz) elektrische und magnetische Felder, die von Hochspannungsleitungen, elektrischen Verteilerkabeln, Haushaltsgeräten, Eisenbahnen usw. erzeugt werden.
  • hochfrequente oder radiofrequente (ca. 10 kHz bis 300 GHz) elektromagnetische Felder, die im Kommunikationsbereich entstehen, wie z. B. Antennen und Geräte für Mobiltelefone, Radio- und Fernsehsender, WLAN-Sender, Bluetooth usw.

Darüber hinaus umfasst die nichtionisierende Strahlung einen Teil der ultravioletten Strahlung, das sichtbare Licht und die Infrarotstrahlung, die zusammen die sogenannte optische Strahlung bilden, sowie das Erdmagnetfeld und die durch Blitzschlag erzeugten Felder.

Grafik Strahlung

Welche Auswirkungen haben elektromagnetische Felder auf den menschlichen Körper?

Die Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf den Menschen hängen von der Intensität und Frequenz der Strahlung ab.

Die Exposition gegenüber niederfrequenten elektromagnetischen Feldern mit hoher Intensität kann die Stimulation von Nervengewebe, einschließlich der Sehnerven, sowie unwillkürliche Muskelkontraktionen auslösen. 

Die Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern mit hoher Intensität kann zu einer Veränderung der Zellpermeabilität sowie zu einem Temperaturanstieg in biologischen Geweben wie der Haut oder anderen Körperteilen führen; dies wird als thermischer Effekt bezeichnet.  

Gepulste elektromagnetische Strahlung, die sehr kurz, aber intensiv ist, kann eine Hörempfindung erzeugen, welche häufig als „Klicken“ beschrieben wird. Diese Wahrnehmung ist in unmittelbarer Nähe von leistungsstarken Radargeräten möglich. Mobilfunk- oder Radiosender rufen diesen Effekt nicht hervor. 

Die gesetzlichen Grenzwerte der Schweizer Verordnung über den Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung (ORNI) schützen die Bevölkerung vor den oben beschriebenen, wissenschaftlich anerkannten Auswirkungen auf die Gesundheit und müssen überall dort eingehalten werden, wo sich Menschen aufhalten können.

Es gibt auch andere biologische Effekte, die unterhalb dieser Grenzwerte auftreten. Sie können zu einer vorübergehenden Veränderung der Funktion bestimmter Zellen oder Organe führen, z. B. der Gehirnaktivität, die mithilfe von Elektroenzephalogrammen gemessen wird. Ob die beobachteten Veränderungen die Gesundheit beeinträchtigen, lässt sich mit dem derzeitigen Wissensstand nicht sagen. Die Untersuchungen hierzu sind noch im Gange.

Nach dem derzeitigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es noch Wissenslücken in Bezug auf die Risiken, die sich aus einer langfristigen Exposition oder aus einer gleichzeitigen Exposition gegenüber verschiedenen Quellen elektromagnetischer Strahlung ergeben. Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Auftrag gegebene systematische Übersichtsarbeiten sind unter folgendem Link verfügbar: Environment International | WHO assessment of health effects of exposure to radiofrequency electromagnetic fields: systematic reviews | ScienceDirect.com by Elsevier

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat 2001 niederfrequente Magnetfelder und 2011 hochfrequente elektromagnetische Felder als möglicherweise krebserregend für den Menschen eingestuft. Das Beratungsgremium der IARC empfiehlt mit "hoher Priorität" eine Neubewertung dieser Einstufung für den Zeitraum 2025-2029.

Was ist elektromagnetische Hypersensibilität?

Seit Jahrzehnten berichten Menschen von verschiedenen Symptomen, deren vermuteter Grund die Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern ist, ohne dass eine andere erklärende Diagnose gestellt wird.

Dieser in den meisten Fällen vorübergehende Zustand wird als elektromagnetische Hypersensibilität (EHS), Elektrohypersensibilität, idiopathische Umweltintoleranz, die elektromagnetischen Feldern zugeschrieben wird, oder auch als Syndrom der Intoleranz gegenüber elektromagnetischen Feldern bezeichnet. Derzeit gibt es keine validierten Diagnosekriterien für die elektromagnetische Hypersensibilität.

Die am häufigsten berichteten Symptome sind Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten. Das Auftreten dieser Symptome ist jedoch kein Hinweis auf eine Diagnose der elektromagnetischen Hypersensibilität, da es sich um unspezifische Symptome handelt.

Nach dem derzeitigen Wissensstand kann der kausale Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern geringer Intensität und den Symptomen der elektromagnetischen Hypersensibilität weder bewiesen noch widerlegt werden. Die Studien dazu laufen noch. Die Symptome, die von Personen empfunden werden, die sich als elektromagnetisch hypersensibel bezeichnen, entsprechen jedoch einer erlebten Realität und wirken sich oft negativ auf ihr tägliches Leben aus.

Um die Empfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Feldern zu ermitteln, kann bei Zweifeln am Zusammenhang zwischen Exposition und Symptomen ein Provokationstest durchgeführt werden. Mithilfe einer Vertrauensperson, die eine Expositionsquelle ein- oder ausschaltet, bestimmt die betroffene Person ohne Hinweise aus der Quelle (Lärm, Licht, Wärme) anhand ihrer Symptome, ob die Quelle tatsächlich ein- oder ausgeschaltet ist. Der Test ist 30 Mal zu wiederholen. Eine Übereinstimmung von 21 oder mehr Antworten (Bestimmung, dass die Quelle eingeschaltet ist, wenn dies tatsächlich der Fall ist, oder dass sie ausgeschaltet ist, wenn dies tatsächlich der Fall ist) weist auf ein signifikantes Ergebnis hin.

Weitere Informationen, einschliesslich der wichtigen Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit der Test gültig ist, finden Sie in der Anleitung zum Provokationstest.

Wie kann die Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern begrenzt werden?

Elektromagnetische Felder sind in unserem Alltag allgegenwärtig. 

Mit den folgenden Tipps lässt sich die Exposition in der vertrauten Umgebung reduzieren:

  • Ziehen Sie elektronische Geräte bei Nichtgebrauch vollständig aus der Steckdose;
    • Geräte, die zum Betrieb eine Stromversorgung benötigen, strahlen kein elektromagnetisches Feld mehr ab, wenn sie ausgesteckt sind. 
  • Sich von der Quelle entfernen;
    • Die Intensität von EMF nimmt mit zunehmender Entfernung ab. Wenn man sich physisch von den Quellen entfernt, bei körpernahen Geräten sogar nur wenige Zentimeter, kann man seine EMF-Belastung drastisch reduzieren.
  • Die Nutzungsdauer von Geräten verkürzen;
    • Eine kürzere Expositionszeit ist gleichbedeutend mit einer geringeren Exposition.
  • Bevorzugen Sie kabelgebundene Technologien (z. B. Ethernet) gegenüber kabellosen Technologien (z. B. WLAN/Bluetooth).
    • Verkabelte Geräte geben weniger EMF ab als ihre drahtlosen Pendants.

Spezifische Informationen zu verschiedenen Geräten, die elektromagnetische Felder aussenden, sind im Leitfaden für gute Praxis: Reduzierung der Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF).

Weitere Informationen finden Sie auch auf der Website des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), und speziell zum Thema Mobilfunk auf der Informationsplattform zu 5G und Mobilfunk.

 

Was ist bei Symptomen im Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern zu tun?

Sie können Ihre Lebensqualität verbessern, indem Sie:

  • Mit einem Provokationstest sicherstellen, dass Ihre Symptome mit Ihrer Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF) in Zusammenhang stehen.
  • Ihre Exposition gegenüber EMF begrenzen, indem Sie die Ratschläge in den Leitfaden für gute Praxis befolgen.
  • Ihre Resilienzfähigkeit gegenüber elektromagnetischen Feldern erhöhen, indem Sie z. B. verschiedene Techniken ausprobieren, die einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben
    • Achten Sie auf einen erholsamen und regelmässigen Schlaf;
    • Geben Sie sich genügend Zeit für Erholung und Entspannung, indem Sie folgende Praktiken in Ihren Alltag einbauen: Atmung, Meditation, Yoga, Massage, Spaziergänge in der Natur usw;
    • Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen und Antioxidantien ist, Einschränkung entzündungsfördernder Nahrungsmittel;
    • Bauen Sie regelmässige körperliche Aktivitäten in Ihren Alltag ein.

Sprechen Sie bei Bedarf mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ärztin, der Ihnen bei Bedarf eine Fachberatung bei einem der Konsiliarärzte und Konsiliarärztinnen des MedNIS-Netzes verschreiben kann. Diese Konsultation wird Ihnen als normale medizinische Leistung in Rechnung gestellt, d. h. nach dem KVG zum TARMED-Tarif.

Um zur Verbesserung der medizinischen Versorgung beizutragen, können Sie an einer Studie über elektromagnetische Felder und Gesundheit teilnehmen.